Entdecken Sie den Hoge Berg

auf Texel

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Die Reede von Texel

Wenn man heute vom Wattenmeerdeich bei Oudeschild über das Meer blickt, braucht man viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier einmal ein Welthafen war. Und doch war es drei Jahrhunderte lang so. Frachtschiffe, Walfänger und Kriegsschiffe gingen hier vor Anker. Zwischen ihnen wimmelte es von Lastkähnen, Lotsenbooten und Fischerbooten. Es gab immer etwas Besonderes zu sehen. Ein Ausflug zum Wattenmeerdeich bei Oudeschild war die größte Attraktion von Texel.

De Rede van Texel door Johan Reydon

Das Tor zur Welt

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Die Reede von Texel verdankt ihre Existenz ihrer Lage am Marsdiep, oder auch dem Tor zum Mittelmeer und zum Atlantischen Ozean. Holland entwickelte sich im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert zu einer bedeutenden Handelsnation und die Seeschiffe wurden immer größer. Sie hatten zu viel Tiefgang, um die Untiefen der Zuiderzee zu überqueren. Deshalb fuhren sie leer und ohne Ballast zur Reede von Texel, um hier weiter bevorratet und aufgetakelt zu werden. Und wenn sie voll beladen zurückkehrten, wurde die Ladung auf Binnenschiffe umgeladen und nach Medemblik, Enkhuizen, Hoorn und Amsterdam transportiert.

Warten auf den Wind

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Alles wurde mit Segeln gemacht. Ein Schiff, das ein südliches oder westliches Ziel ansteuerte, musste auf der Reede auf einen stetigen Nord- oder Ostwind warten. Das konnte manchmal Monate dauern. Im Jahr 1593 lag eine Flotte von 150 Frachtschiffen auf der Reede vor Anker. Sie waren mit Getreide aus der Ostsee beladen. Ein großer Teil dieses Getreides war für Italien bestimmt. Doch der Zwischenstopp bei Texel endete dramatisch. In der Weihnachtsnacht kam ein verheerender Sturm auf, und Dutzende Schiffe gingen verloren.

Trinkwasser

Ein weiterer Vorteil des Aufenthalts auf der Reede war das Trinkwasser, das auf Texel beim Hoge Berg gefördert wurde. Dieses reine, eisenhaltige Wasser war lange haltbar. Die Schiffe der VOC nahmen darum viele Fässer mit diesem Wasser an Bord, denn erst auf der Reede beim Kap der Guten Hoffnung konnte neues Wasser aufgenommen werden.

Kriegsrat

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Im siebzehnten Jahrhundert war die Reede auch eine wichtige Operationsbasis für die Admiralität. Während der Englischen Kriege sammelten sich die Flotten der niederländischen Admirale auf der Reede, um gemeinsam zu den Seeschlachten auszulaufen. Verschiedene Würdenträger der Admiralität ließen sich auf Texel nieder. Der Landsitz Brakestein und der Doolhof auf dem Hoge Berg zeugen noch heute davon.

Walfang

Im Frühjahr wurden die Walfänger auf der Reede für eine Reise nach Grönland über die Sommermonate vorbereitet. Vor allem in Den Hoorn lebten zahlreiche Kommandeursfamilien. Oft nahmen sie Verwandte oder Bekannte als Besatzung mit. Manchmal kehrten sie leer zurück, manchmal war der Laderaum voll mit Fässern mit Waltran und Barten.

Lotsen

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Jenseits des Marsdiep liegen die Haaksgronden. Das sind tückische Untiefen, die sich auch noch fast jedes Jahr verändern. Kein Schiffer möchte sich auf ihnen festfahren. Deshalb hatten die großen Schiffe immer einen Lotsen an Bord, der genau wusste, wie man die Untiefen umging. Die Lotsen waren oft Insulaner. Die meisten lebten in Den Hoorn. Sobald das große Schiff im sicheren tiefen Wasser war, musste der Lotse nach Hause zurückkehren. Kleine, schnelle und seetüchtige Segelschiffe fuhren somit zu den abfahrenden Seeschiffen hin und zurück.