Auf Texel, vor allem im Hoge Berg Gebiet, sind Grassodenwälle (Tuinwallen) ein allgegenwärtiges Element in der Landschaft. Viele Texeler Landbewirtschafter und Bauern sind stolz auf die Grassodenwälle. Sie werden darum gut gepflegt. Es werden regelmäßig neue 'tuunwoaltjes' angelegt.
Bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts lief das Vieh von Texel in den Wintermonaten frei über die Weiden des alten Landes. Dokumente aus dieser Zeit nennen es "overalweyden" (dt. Allmende). Die Grundeigentümer waren dagegen. Im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts wurde diese Praxis an immer mehr Orten verboten, bis sie schließlich 1711 endgültig abgeschafft wurde. Damals wurden die Weideflächen in Parzellen aufgeteilt, die voneinander getrennt werden mussten. Holz für Zäune war immer noch nicht verfügbar, und so bauten die Insulaner hier in großem Maßstab Grassodenwälle.
Jahrhundertelang war das Stapeln von Grassodenwällen reine Handarbeit. Im Dialekt von Texel gibt es für den Bau eines Grassodenwalls sogar ein Verb: "tuunen". Es war harte Arbeit, man bekam 'lange Arme und weite Nasenlöcher davon'. Heutzutage werden neue Grassodenwälle mit speziell dafür entwickelten Maschinen angelegt.
Grassodenwälle werden aus nährstoffreichen Grassoden gestapelt. Im Laufe der Jahre werden die Mineralien aus der Erde von den Wällen ausgewaschen. Dies schafft Bedingungen für Pflanzen, die von einem nährstoffarmen Boden profitieren. Auch die Exposition an Sonne und Seewind spielt eine Rolle bei der Entwicklung der Flora. Rundblättrige Glockenblume, Sandglöckchen, Grasnelke und Habichtskraut sind Arten, die oft ins Auge fallen.
Die besonderen Blumen auf den Grassodenwällen werden von besonderen, seltenen Insekten besucht. Die Texeler Sandbiene sammelt ihre Nahrung auf dem Ferkelkraut, Habichtskraut und anderen gelben Blumen. Die Glockenblumen-Sägehornbiene macht ihrem Namen alle Ehre: Sie besucht nur Pflanzen aus der Familie der Glockenblumengewächse. Die Grassodenwälle bieten zudem auch guten Schutz für Nordische Wühlmäuse. Noch immer ist Texel ein Bollwerk für dieses ansonsten seltene Nagetier.
Vor allem wegen der Grassodenwälle wurde das Hoge Berg Gebiet 1968 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Dieser Status ermöglicht es Landwirten und anderen Grundeigentümern, Subventionen für die Bewirtschaftung und den Neubau von Grassodenwällen zu erhalten.